Auf einen Kaffee mit ...

... PD Dr. Claudia Walther, Oberärztin an der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim.
Hufeland-Preisträgerin 2008 zusammen mit PD Dr. rer. nat Volker Adams mit der Arbeit „Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei Kindern im Schulalter im Hinblick auf das atherogene Risiko durch täglichen Schulsport“

Frage: Frau Dr. Walther, als wir uns zur Vorbereitung der Hufeland-Preisverleihung im Jahr 2008 trafen, waren Sie in Leipzig tätig. Jetzt treffen wir uns in Bad Nauheim an Ihrem Arbeitsplatz in der Klinik. Wie kommt´s?

Dr. Walther: Das hat private Gründe. Mein Mann ist hier in der Herzchirurgie Chefarzt geworden. Und da habe ich natürlich hier Arbeit gesucht und Professor Hamm der Chefarzt der Kardiologie, hat mir eine Stelle als Oberärztin angeboten. So kam ich nach Bad Nauheim.
 
Frage: Aber mit dem von Ihnen und Dr. Adams initiierten Hufeland-Projekt haben Sie noch Kontakt?
 
Dr. Walther: Natürlich, wenn auch nicht mehr so wissenschaftlich aktiv wie früher. Aber es wird durch meine Leipziger Kollegen weitergeführt und wir haben regelmäßig Kontakt.

Frage: Und hier in Bad Nauheim. Kommt von hier eine neue Hufeland-Arbeit?
 

Dr. Walther: Könnte sein. Mein Chef, Professor Hamm, ist wissenschaftlich sehr aktiv. Wir machen auch hier sehr viel Forschungsarbeit. Ich habe zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der Rehaklinik und der Herzchirurgie ein Präventionsprojekt initiiert. Das Projekt befasst sich mit Patienten vor und nach Bypass-Operationen, die von uns konditioniert werden. Sie trainieren zwei Wochen vor der Operation und unsere These ist, dass sie die Operation besser überstehen. Sie verbringen eine kürzere Zeit auf der Intensivstation und werden zum Beispiel weniger lang beatmet. Da sind wir dabei, dies zu untersuchen. Wir führen dieses Projekt mit 200 Patienten durch – und wenn wir gute Ergebnisse erzielen, werden wir das auch in unsere Routine einarbeiten. 
 

Frage: Sie sind und waren immer im Krankenhaus als Kardiologin tätig. War das Ihr Wunschberuf?
 
Dr. Walther: Also eigentlich wollte ich Tiermedizin studieren. Über meinen Freundeskreis kam ich dann zur Humanmedizin, machte zunächst ein Praktikum und studierte dann. Als ich das Studium anfing, wusste ich bald, dass dies genau das Richtige für mich ist. Nach dem Studium war mir auch klar, in einem Team im Krankenhaus zu arbeiten. Klar ist, wer sein eigener Chef sein will, den zieht es natürlich in eine eigene Praxis. Das muss jeder für sich entscheiden. Aber für mich gilt, im Team zu arbeiten macht mir besonders viel Freude. Das ist meine Welt.
 
Frage: Was würden Sie einem jungen Menschen raten, der Medizin studieren will?
 
Dr. Walther: Wichtig ist und man kann sich glücklich schätzen, wenn man jemand findet, der einen fördert und unterstützt. Diese Erfahrung durfte ich machen. Das ist ein wichtiger Aspekt hinsichtlich der beruflichen Entwicklung. Ich glaube auch, dass man Medizin nur mit „Herzblut“ machen kann. Wenn man mit Begeisterung und Leidenschaft dabei ist, dann öffnen sich auch viele Wege. Dann findet man auch sein Fachgebiet. Und als Frau muss das nicht nur Anästhesie oder Dermatologie sein.
 
Frage: Sie geben mir ein Stichwort. Viele Frauen studieren heute Medizin. Ändert sich dadurch das medizinische „Weltbild“?
 
Dr. Walther: Also inhaltlich sicher nicht. Frauen und Männer bieten natürlich inhaltlich die gleiche Medizin. Aber von der Arbeitsweise – zumindest, was die strukturellen Formen betrifft – sehe ich schon Unterschiede. Zum Beispiel arbeiten Medizinerinnen eher mal in Teilzeit. Meiner Meinung nach ist es unabdingbar, dass sich die Arbeitsabläufe und Arbeitsbedingungen so verändern müssen, dass es möglich sein wird, problemlos Familie und Beruf in Einklang zu bringen.

Frage: Hat schon ein Wandel stattgefunden?
 
Dr. Walther: Ja, es hat sich schon viel geändert. So sind früher Frauen in der Herzchirurgie oder der Kardiologie kaum zu sehen gewesen. Das war ein männerorientierter Beruf. Und auch für die Männer hat sich einiges geändert. Zum Beispiel, dass es Vaterschaftsurlaube gibt. Das kommt der Frau zugute, die sich in ihrer Karriere weiter  entwickeln kann.

Frage: Sie haben Karriere im Krankenhaus gemacht? Was spricht dafür?
 
Dr. Walther: Es ist hier eine eigene Welt und man muss sich in die Strukturen einleben. Aber ich bin wie schon gesagt ein Teamplayer. Und in einem Krankenhaus muss man im Team arbeiten. Bei allen meinen beruflichen Stationen habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich aus dieser Teamarbeit eine fast familiäre Atmosphäre ergibt. Sicher sind Hierarchien immer noch da. Das wird sich in einer so traditionsreichen Disziplin, die die Medizin nun mal ist, auch nicht so schnell ändern. Dessen ungeachtet kann ich aus meiner Erfahrung nur jedem jungen Mediziner, der gerne im Team arbeitet, empfehlen, eine Karriere im Krankenhaus zu starten. Es ist sehr bereichernd. Man bekommt viel zurück. Von den Patienten sowieso. Sehr viel.